Text: Uwe S. | Sonntagmorgen, angekündigte 35°C Außentemperatur, die Sonne brennt – was gibt es bei diesem Wetter besseres, als sich in kühlere Innenräume zu verziehen. Das machten 29 Mitglieder und Freunde der Oldtimer IG Osnabrück, in dem sie die beeindruckende Automobilsammlung Volkswagen Osnabrück, hervorgegangenen aus der einstigen Karmann Fahrzeugsammlung, besuchten. Pünktlich um 9:45 Uhr trafen wir uns auf dem LKW-Parkplatz. Von dort aus holte uns Marcel Leifer von VW Classics ab und hinter seinem BMW(!)-Oldtimer fuhren wir auf das Gelände des Volkswagenwerkes bis zum Gebäude, in dem die Sammlung untergebracht ist. Von dort aus gingen wir hinein und Marcel startete seine Führung...
Direkt ins Auge fiel das Fahrzeug, das den früheren Karosseriebauer Karmann weltberühmt machte: Der Karmann Ghia, in diesem Fall sogar der wunderschöne Prototyp aus dem Jahr 1953, den Luigi Segre seinerzeit in Paris seinem Auftraggeber Wilhelm Karmann zeigte. Nicht nur dieser war begeistert, sondern später auch VW-Chef Nordhoff und so kam es zum Serienbau des wohl schönsten Volkswagen, der je gebaut wurde (das ist natürlich mein subjektiver Eindruck). Dahinter folgte eine Reihe weiterer Karmann Ghia, u.a. ein 1958er Cabriolet.
Aber zunächst begrüßte Marcel Leifer die Oldtimerfreunde und erzählte etwas über die Sammlung. Alle Fahrzeuge (bis auf drei Ausnahmen), die in den nächsten 2 ½ Stunden zu sehen waren, hatten Osnabrücker Bezug. Sie entstanden in Osnabrück oder in den früheren Karmann-Werken in Rheine und Brasilien. In dieser Halle standen zahlreiche Klassiker aus dem heutigen Volkswagenkonzern: Porsche 356, 912, 911, 914, Audi 100 Cabriolet-Prototyp und weitere Audi-Cabriolets, DKW Meisterklasse- und DKW Sonderklasse-Cabriolet und natürlich die Käfer- und Golf-Cabriolets von Volkswagen. Besonders zwei Fahrzeuge begeisterten die Besucher: Der perfekt restaurierte Prototyp des VW Typ 3 1500 (ein zweiter steht in Wolfsburg) und der Prototyp des 411-Cabriolets. Schade, dass diese Fahrzeuge nie in Serie gegangen sind. Einige Mitglieder nutzen auch gleich die Gelegenheit einer Sitzprobe im 1-Liter-Volkswagen XL1 von 2013, von dem bis 2016 rund 200 Exemplare entstanden. Sitzprobe durften wir auch in den Korbgeflechtsitzen des VW Jolly nehmen, der – im Gegensatz zum ähnlichen Fiat 500 Jolly – nur ein Prototyp blieb. Beide entstanden in den 1960er Jahren bei Ghia.
Nun ging es weiter in eine weitere Halle und hier erblickten wir auch die ersten Adler. Nein, wir waren jetzt nicht im Osnabrücker Zoo, die Adler-Werke in Frankfurt waren in der Vorkriegszeit einer der größten Automobilhersteller in Deutschland und Karmann baute vor allem Cabriolets, aber auch Limousinen für Adler. Zur damaligen Oberklasse gehörte auch das repräsentative Adler Diplomat Cabriolet aus dem Jahr 1937. Daneben parkten ein Adler Primus aus den frühen 1930 Jahren und ein Adler Trumpf Junior Cabriolet (1934). Aus der Vorkriegszeit waren hier aber nicht nur Adler, sondern auch ein Ford Eifel Roadster und eine Hanomag Garant Cabrio-Limousine zu sehen.
Neben weiteren Karmann Ghia aus dem letzten Baujahr 1973 waren in dieser Halle zahlreiche Prototypen und Designstudien von Karmann für verschiedene Hersteller zu sehen: Der Hanomag Partner Prototyp von 1951, die Prototypen vom Karmann Ghia Typ 34 Cabriolet, vom Opel Commodore Cabriolet (1967), vom BMW 316 (1975). Hier gab es Stilstudien zu sehen wie den Karmann IDEA, der viele Elemente heutige Roadster vorwegnahm, die Studie eines VW Corrado Roadsters, Kleinwagenstudien für VW und zahlreiche andere von Karmann entwickelte Studien.
Weiter ging es über eine Treppe in Halle Nr. 3. Es gab weitere Adler aus den 1930er Jahren zu sehen, den von Karmann in kleiner Auflage gebauten AMC Javelin, mehrere Cabrio- und Coupé-Studien für Mercedes-Benz aus den 1990er- und 2000er Jahren, Chrysler Crossfire, BMW 635-Coupés, Ford Escort Cabriolets und Ford RS Cosworth, Renault Megane Cabriolets und einiges mehr.
Die Automobilsammlung von Volkswagen ist beeindruckend. Hier steht eine einzigartige Sammlung, die die Historie des einstigen unabhängigen Karosseriebauers Karmann dokumentiert, ergänzt heute um weitere Fahrzeuge vom jetzigen Osnabrücker Volkswagenwerk. Zahlreiche Fahrzeuge fanden in diesem Bericht nicht Erwähnung, aber das hätte den Rahmen gesprengt. Die IG-Mitglieder fanden es auch klasse, wie Marcel Leifer die Fahrzeuge vorstellte und ihre zahlreichen Fragen kompetent und entspannt beantwortete. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle noch einmal bei ihm herzlich bedanken!
Nach dem Besuch der Sammlung ging es für einen Teil der Gruppe noch weiter zum CASAS Eichenhof in Bissendorf, wo sie bei einem guten Essen ausgiebig über die Automobilsammlung unterhielten. Schade, dass es die Gebäude der Sammlung inmitten des Werksgeländes nicht zulassen, diese zu einem öffentlichen Museum umzubauen. Aber vielleicht irgendwann…
Fotos unseres Besuchs - das Album wird in den nächsten Tagen noch um zahlreiche weitere Fotos ergänzt - findet ihr im nachfolgenden Album; eine komplette Übersicht auf www.oldtimer-os-st.de [2] und dort unter „(Auto)Mobiles Osnabrück“.