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Mitglieder der Oldtimer IG zu Besuch in Grundmann’s Sammlung am 09.11.2024

Beigetragen von uwe.s am Nov 13, 2024 - 08:58 PM

Bild 0 von Mitglieder der Oldtimer IG zu Besuch in Grundmann’s Sammlung am 09.11.2024 [1]

Text: Thomas Rosenbach | Die Grundmann Sammlung ist vielfach sagenumwoben und stellt die beste VW Sammlung der Welt dar, sagt VW selber. Die treibenden Kräfte dahinter sind Traugott Grundmann und sein Sohn Christian. Allein die Biographie von Traugott Grundmann hört sich schon faszinierend an. Flieger des Jagdflugzeuges Phantom F4 mit über 1000 Flugstunden, Fluglehrer der Bundeswehr in Kalifornien, erfolgreicher Dachdecker mit eigener Firma, mittlerweile in Sohn Christians Händen, und dann erfolgreicher Autodidakt im Feld der Oldtimer Restaurierung und natürlich erfolgreicher Vater, der seinen Sohn und den Rest der Familie zeitig mit dem Oldtimer Virus infiziert hat. Wer diese Krankheit hat, dass wissen wir selbst, kommt nie wieder davon los. In der Sammlung wurde alles mit eigenen Händen von Vater und Sohn und einigen Mitarbeitern der Firma geschaffen. Mittlerweile lassen sogar VW und Porsche seltene Fahrzeuge und komplizierte Restaurationen hier erledigen und nicht in ihren firmeneigenen Abteilungen. Auf dem Gebiet der seltenen und frühen Fahrzeuge ist das geballte know-how „in the middle of nowhere“ in Hessisch Oldendorf und nicht in Wolfsburg oder Zuffenhausen.

 

Wie kam es, dass Hessisch Oldendorf das Zentrum für frühe Volkswagen auf der Welt geworden ist? In seiner Bundeswehrzeit in Kalifornien ließ sich Traugott Grundmann von den Kaliforniern mit der Liebe zum VW Käfer (bug) anstecken und nahm zwei frühe Cabrios aus den Vierzigern mit zurück in die Heimat. Sammeln und Restaurieren begannen. Hier wurde er anfangs für verrückt erklärt, war der Käfer doch ein banales Alltagsauto und zudem noch das häufigste Auto in Deutschland. Vater und Sohn spezialisierten sich aber auf die frühen Modelle und Prototypen von VW. Das älteste bekannte VW-Modell, das Fahrgestell Nr. 6 des KdF-Wagens, steht natürlich bei den Grundmanns. Dazu kam dann die einzigartige Sammlung von VWs der Karosseriebau– Firma Rometsch aus Berlin. Und es kamen frühe Porsche Fahrzeuge mit Vierzylindern hinzu, die technisch ja Ableger des Käfers waren.

 

Die Sammlung wuchs. Manchmal wurden zwei seltene Modelle gegen ein noch selteneres Modell eingetauscht. Hinzu kam der Umschwung der Weltpolitik mit dem Fall der Mauer. So öffnete sich der gesamte Osten. Es kamen nicht nur verschrobene VW und Porsche Nachbauten aus der DDR hinzu, sondern die Möglichkeit, seltenste Prototypen bzw. ganz frühe Modelle der verschiedensten Baureihen wieder zu entdecken und im wahrsten Sinne des Wortes wieder „auszugraben“. Vater und Sohn sind bis heute auf der Jagd nach diesen Kostbarkeiten. Mittlerweile sind die Beiden aber auf der ganzen Welt bekannt und ihnen werden diese Spezialitäten auch von allein angeboten. Alle vier Jahre ist auch die Stadt Hessisch Oldendorf das Weltzentrum für frühe VWs. Dann kommen tausende Fahrzeuge in den Ort, der dann komplett gesperrt ist. In die Stadt selbst dürfen aber nur Autos bis Bj.1957. Alle jüngeren VWs und Derivate müssen draußen bleiben. Wenn man nicht selber dort war, hat man es vielleicht einmal auf der Autobahn A2 während der Treffen erlebt und sich gewundert, wohin denn die ganzen Uralt-VWs hinfahren.

 

Unsere Gruppe hatte die Führung bei Traugott Grundmann höchstpersönlich. Wir klebten die ganze Zeit an seinen Lippen und die Zeit verging wie im Flug. Es hätte noch stundenlang so weiter gehen können. Unser Ober-VW Experte Uwe S. hätte sich wohl am liebsten dort eine Woche einschließen lassen. So wie Traugott Grundmann alles erzählte, war es nicht nur eine Reise in die Gründungsphase von VW.  Interessant war vor allen Dingen auch die Verknüpfung mit dem nicht immer ruhmreichen Schicksal Deutschlands. Der KdF-Wagen entstand ja auf die Initiative von Adolf Hitler und war so eng mit dem Nationalsozialismus verbunden, später dann mit dem 2. Weltkrieg und allen seinen Folgen und Schicksalen. Dieses schreckliche Kapitel der deutschen Geschichte lebt dort anhand von VW wieder auf. Genauso eng ist VW wiederum mit dem Wiederaufstieg Deutschlands nach dem Krieg und dem Wirtschaftswunder verknüpft. Auch das wird einem in der Sammlung deutlich.

 

Mit dem Beginn des ersten Wohlstandes kamen dann die Karosseriebauer Karmann und Rometsch aufs Trapez. Zahlreiche Modelle, wunderbar restauriert, manche noch im Original oder mit originaler Innenausstattung, zeugen davon. Die Verbindung Karmann und Osnabrück ist uns Osnabrückern ja klar. Dies gilt aber auch für Rometsch und Osnabrück. Der Chefkonstrukteur von Rometsch, Johannes Beeskow übte sein Handwerk in Berlin lange beim Edel – Karosseriebauer Erdmann und Rossi, aus der die großen Mercedes Modelle für die Prominenz einkleidete. Nach dem Krieg bei Rometsch baute er dann die bildschönen Rometsch Coupes, angefangen mit der der Rometsch „Banane“, so der Berliner Spitzname. Die Rometsch VWs waren teurer als ein Porsche, waren aber bei der deutschen und amerikanischen Prominenz sehr beliebt. Viktor de Kowa, Gregory Peck oder Audrey Hepburn fuhren diese Wagen, um nur einige zu nennen. Die Liebe zu Rometsch Coupes begann für Traugott Grundmann übrigens auch in Kalifornien, woher er sein erstes Exemplar mitbrachte. Mit dem Bau der Mauer musste Rometsch leider schließen, da ein Großteil seiner Karosseriebauer aus Ostberlin stammte. Johannes Beeskow kam schon 1956 als Leiter der technischen Entwicklung zu Karmann nach Osnabrück. Diese Funktion übte er bis zum Ruhestand 1976 aus. Das Original Büro von Johannes Beeskow steht selbstverständlich auch in der Sonderhalle der Rometsch Ausstellung, die natürlich die weltweit größte Sammlung dieser seltenen Autos darstellt.

 

Zum Schluss ging es in die Porsche Halle. Die luftgekühlten Porsche sind eigentlich auch nichts anderes als ein Käfer. Selbst die Sechszylinder 911 sind von den Konstruktionsprinzipien identisch. Erst mit der Entwicklung der späten luftgekühlten Modelle Ende der 80iger wichen die Porsche Fahrzeuge stärker von dieser Linie ab. Heute geht der Weg wieder in die umgekehrte Richtung. Guckt man einmal unter die Haube eines 911 und schaut auf ein Ersatzteil, steht da nur noch der Name VW/Audi mit entsprechender Nr. drauf. Das nennt sich Gleichteile Prinzip, hatte der alte Porsche übrigens schon vor 80 Jahren praktiziert! Auch hier wieder wunderbare, frühe Modelle, hervorragend restauriert oder im absoluten Originalzustand, Einzelstücke, ein „DDR Porsche“ um nur einige zu nennen.

 

Durch Traugott Grundmanns Erzählungen, Anekdoten und abenteuerlichen Tauschgeschichten getragen, hätte es stundenlang so weitergehen können. Leider hat alles ein Ende und dieser wahrgewordene Traum leider auch. Auch ich könnte noch stundenlang weiterschreiben, noch vielmehr erzählen und auf die ganzen Details eingehen, doch würde das den Rahmen sprengen. Bei einem Stück „Beerdigungskuchen“ und einem guten Kaffee fachsimpelten wir noch lange und „mussten „dann leider Hause! Fazit: Wer sich für Oldtimer interessiert und nicht in Hessisch Oldendorf war, hat etwas Wichtiges in seinem Leben verpasst!

 

Reichlich Fotos finden ihr im Fotoalbum (s. unten) und auf www.oldtimer-os-st.de [2].

 

Hier noch der Link zu einem Portrait, dass im Mai im NDR gezeigt wurde. Traugott Grundmann, VW-Sammler aus Hessisch-Oldendorf | NDR.de - Fernsehen - Sendungen A-Z - DAS! [3]

 

Assigned albums

Links
  1. https://www.oldtimer-ig-osnabrueck.de/userdata/images/news/pic_sid476-0-norm.jpg
  2. http://www.oldtimer-os-st.de
  3. https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/das/Traugott-Grundmann-VW-Sammler-aus-Hessisch-Oldendorf,dasx36340.html
  4. https://www.oldtimer-ig-osnabrueck.de/index.php?module=news&type=user&func=display&sid=476&theme=Printer
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